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Aufräumen mit den Mythen: Was ist (nicht) Meditation?

Meditation ist eine uralte, geheimnisumwitterte und oft missverstandene Praxis. Mit ihrer wachsenden Popularität haben sich auch falsche Vorstellungen darüber verbreitet, was Meditation ist und was sie bewirken kann. Viele Menschen, insbesondere Anfänger, gehen mit verzerrten Erwartungen an die Meditation heran oder lassen sich von falschen Annahmen abschrecken. In diesem Blog werde ich versuchen, mit diesen Mythen aufzuräumen und ein klareres, nuancierteres Verständnis dessen zu vermitteln, was Meditation aus der Sicht eines Vedantan wirklich ist.

Meditation: Mehr als nur den Geist zur Ruhe bringen

Die Frage „Was ist Meditation?“ ist vergleichbar mit der Frage „Was ist Wissenschaft?“ oder „Was ist Musik?“ Solch umfangreiche und tiefgründige Themen lassen sich nicht angemessen in ein paar einfachen Worten erfassen. Meditation ist nicht nur eine geistige Disziplin oder eine Praxis, die darauf abzielt, den Geist zu beruhigen. Die Beruhigung des Geistes kann zwar ein Nebenprodukt der Meditation sein, aber die Praxis selbst umfasst weit mehr.

Meditation ist eine tiefgreifende spirituelle Erfahrung, die die Aufmerksamkeit nach innen richtet und dabei hilft, verborgene Wahrheiten über die eigene wahre Natur zu entdecken. Es ist eine kontemplative Kunst, die es dir erlaubt, die komplizierten inneren Realitäten deines Geistes zu erforschen, ähnlich wie ein Maler, der an einer Leinwand arbeitet. Vor allem aber ist die Meditation eine Reise – ein Weg der heiligen Weisheit und des spirituellen Wachstums, der dich zur Erleuchtung führen kann.

Die Meditation mit diesen Begriffen zu beschreiben, ist jedoch wie der Versuch, den Geschmack einer saftigen Pfirsich zu beschreiben. Worte sind kein Ersatz für die direkte Erfahrung. Dennoch sind Worte nicht ohne Wert. Sie können dich leiten und dir helfen, die reifsten Früchte aus einem Korb auszuwählen, oder im Falle der Meditation, die Techniken, die am besten zu deinen persönlichen Bedürfnissen und deinem Temperament passen.

Missverständnis Nr. 1: Bei der Meditation geht es darum, den Geist zu leeren

Ein weit verbreiteter Mythos besagt, dass Meditation bedeutet, den Geist still oder leer zu machen. Viele Menschen glauben, dass erfolgreiche Meditation bedeutet, einen Zustand der Gedankenlosigkeit zu erreichen. Während bestimmte fortgeschrittene Praktiken auf eine tiefe geistige Stille abzielen, beinhalten die meisten Meditationstechniken eine aktive Beteiligung des Geistes.

Bei der Mantra-Meditation zum Beispiel konzentriert man sich auf die Wiederholung eines Wortes oder Satzes, was geistige Konzentration erfordert. Bei der Achtsamkeitsmeditation beobachtet man seine Gedanken und Empfindungen, ohne sie zu bewerten, und lässt sie durch sein Bewusstsein gehen. Bei beiden Praktiken muss der Geist aktiv sein, nicht leer. Das Ziel besteht nicht darin, den Geist zum Schweigen zu bringen, sondern seinen Fokus zu lenken und so Achtsamkeit und Präsenz zu kultivieren.

Irrglaube Nr. 2: Meditation ist eine wundersame Fluchtmöglichkeit

Ein weiterer weit verbreiteter Irrglaube ist, dass es bei der Meditation in erster Linie um das Erleben von Glückseligkeit oder Ekstase geht. Zwar kann die Meditation tatsächlich Momente tiefen Friedens und tiefer Freude hervorrufen, doch sind diese Gefühle oft nur vorübergehend. Sobald man die Augen öffnet oder zum Alltag zurückkehrt, kann sich die Glückseligkeit wieder verflüchtigen.

Die Meditation bietet jedoch weit mehr als nur vorübergehende Euphorie. Sie ist ein Werkzeug zur Kultivierung langfristiger geistiger und emotionaler Widerstandsfähigkeit. Sie hilft dir, ein tieferes Verständnis für dich selbst, deinen Geist und deine Gefühle zu entwickeln. Meditation kann zu einer größeren Selbsterkenntnis, einer besseren Konzentration und einer gesteigerten Fähigkeit zu Empathie und Mitgefühl führen. Die Vorteile gehen weit über die flüchtigen Momente der Glückseligkeit hinaus, die während der Meditation auftreten können.

Irrglaube Nr. 3: Meditation führt zu übersinnlichen Zuständen

Meditation wird manchmal in hochtrabenden Worten als ein Tor zu höchsten, ekstatischen oder transzendenten Bewusstseinszuständen beschrieben. Diese Beschreibungen können Meditation zwar exotisch und faszinierend erscheinen lassen, sie können aber auch irreführend sein. Eine solche Sprache dient oft dazu, Meditation zu mystifizieren und sie unzugänglich oder übermäßig komplex erscheinen zu lassen.

In Wirklichkeit ist die Meditation ein praktisches und für jedermann zugängliches Mittel. Es geht nicht darum, einen jenseitigen Zustand zu erreichen, sondern darum, sich im gegenwärtigen Moment zu erden und Klarheit über die täglichen Erfahrungen zu gewinnen. Meditation hilft dir, die Höhen und Tiefen des Lebens mit größerer Leichtigkeit zu meistern, und bietet einen praktischen Weg zur Selbstentdeckung und zum persönlichen Wachstum.

Irrglaube Nr. 4: Meditation ist eine Flucht vor den Problemen des Lebens

Manche glauben, dass Meditation eine Möglichkeit ist, den Problemen des Lebens zu entfliehen, sich von den Belastungen und Herausforderungen der Welt zurückzuziehen. Sie gehen davon aus, dass sie durch Meditation vorübergehend vermeiden können, sich mit Problemen im Zusammenhang mit der Arbeit, der Familie oder den Finanzen zu befassen. Bei der Meditation geht es nicht darum, der Realität zu entfliehen, sondern darum, sich zu rüsten, um ihr besser begegnen zu können. Die Meditation bietet zwar einen vorübergehenden Rückzug von äußeren Zwängen, aber dieser Rückzug dient dazu, sich wieder aufzuladen und zu verjüngen. So wie der Schlaf den Körper belebt, belebt die Meditation den Geist und die Seele und bereitet dich darauf vor, den Herausforderungen des Lebens mit neuer Energie und Einsicht zu begegnen.

Nach einer Meditationssitzung sind die äußeren Probleme vielleicht immer noch da, aber die Fähigkeit, sie zu bewältigen, ist wahrscheinlich besser. Meditation hilft dir, einen ruhigen, zentrierten Geist zu kultivieren, der es dir ermöglicht, Probleme mit Klarheit und Gelassenheit anzugehen.

Irrglaube Nr. 5: Meditation ist eine egoistische oder egozentrische Praxis

Ein weiteres Missverständnis ist, dass Meditation ein egoistisches oder egozentrisches Streben ist. Man könnte annehmen, dass jemand, der allein mit geschlossenen Augen in der Meditation sitzt, sich nur auf seine eigene Erfahrung konzentriert und von der Welt abgekoppelt ist. In Wirklichkeit fördert die Meditation die Fähigkeit, sich mit anderen zu verbinden. Es ist eine Tatsache, dass man nur das an andere weitergeben kann, was man selbst besitzt. Genauso wie man erst Geld erwerben muss, bevor man es teilen kann, muss man erst inneren Frieden, Liebe und Freude kultivieren, bevor man sie anderen anbieten kann.

Meditation hilft dir, diese positiven Eigenschaften in dir selbst zu kultivieren, die du dann mit den Menschen um dich herum teilen kannst. Nach der Meditation wirst du dich vielleicht geduldiger, mitfühlender und verständnisvoller fühlen – Eigenschaften, die deine Beziehungen bereichern und denen, mit denen du zu tun hast, zugute kommen. Auf der anderen Seite können auch negative Emotionen wie Wut und Stress auf andere übertragen werden, oft ungewollt. Meditation hilft dir, diese negativen Emotionen zu bewältigen und loszulassen, so dass du in der Lage bist, die beste Version deiner selbst in deine Interaktionen mit anderen einzubringen.

Meditation: Ein Werkzeug für persönliches Wachstum und Wohlbefinden

Meditation ist eine vielseitige Praxis, die an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden kann, wobei der aktuelle Zustand der Interozeption (innere Wahrnehmung) und Exterozeption (äußere Wahrnehmung) berücksichtigt wird. Die Forschung hat gezeigt, dass Meditation zu dauerhaften Veränderungen in Gehirn und Körper führen kann, die den Schlaf, die Konzentration und die Stimmung verbessern und entzündliche Zytokine reduzieren. Es hat sich auch gezeigt, dass sie die Ergebnisse bei Krankheiten wie Krebs verbessert, Schmerzen lindert und die Symptome von ADHS mildert.

Wenn jemand zum Beispiel von Natur aus mehr auf seine inneren Empfindungen achtet, könnte es für ihn von Vorteil sein, eine exterozeptive Meditation zu praktizieren, um sein Bewusstsein auszugleichen und den Kreislauf für den externen Fokus aufzubauen. Umgekehrt könnte jemand, der mehr auf äußere Reize reagiert, von einer interozeptiven Meditation profitieren, um sein inneres Bewusstsein zu stärken. Diese individuelle Herangehensweise ist ein Grund, warum Meditation auf den Einzelnen zugeschnitten sein sollte, anstatt in einem Einheitsformat gelehrt zu werden.

Meditation ist ein mächtiges Werkzeug, nicht nur um den Geist zu fokussieren und das Bewusstsein zu erweitern, sondern auch um den Sinn des Lebens zu finden. Indem sie den „Mythos“, in dem wir leben, auflöst, kann Meditation zu einem größeren Gefühl von Freiheit und psychologischer Entlastung führen. Sie kann dem Einzelnen auch dabei helfen, sich wieder mit den Impulsen und Interessen aus der Kindheit zu verbinden und ihn zu seinen einzigartigen Lebensaufgaben und Leidenschaften zu führen. Dieses Gefühl der Zielgerichtetheit gibt Orientierung und Fokus und ermöglicht eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Leben und eine größere Erfüllung.

Beständigkeit: Der Schlüssel zu den Vorteilen der Meditation

Die Art der Meditation, die du praktizierst, ist zwar wichtig, aber Beständigkeit ist der Schlüssel, um die Vorteile der Meditation voll auszuschöpfen. Regelmäßiges Üben ist wichtig, um die geistige und emotionale Widerstandsfähigkeit zu kultivieren, die Meditation bietet. Wie jede Fähigkeit erfordert auch die Meditation Zeit und Hingabe, um sich zu entwickeln.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es bei der Meditation nicht darum geht, den Geist zu leeren, der Glückseligkeit nachzujagen oder der Realität zu entfliehen. Sie ist ein praktisches, zugängliches Werkzeug für persönliches Wachstum, Wohlbefinden und Selbstentdeckung. Wenn wir diese weit verbreiteten Missverständnisse ausräumen, können wir den wahren Wert der Meditation besser schätzen und sie auf sinnvolle Weise in unser Leben integrieren. Meditation hilft uns, uns wieder mit uns selbst zu verbinden, unser inneres und äußeres Bewusstsein in Einklang zu bringen und schließlich den Frieden und die Freude, die wir kultivieren, mit der Welt um uns herum zu teilen.