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Wo der Himmel aufs Meer trifft: Eine Reise in die Gegenwart durch Yoga und Tauchen

Es hat etwas Magisches, wenn man die uralte Weisheit des Yoga mit der grenzenlosen Schönheit des Ozeans verbindet. Als Praktikerin der Traditionellen Chinesischen Medizin und lebenslange Yoga-Anhängerin habe ich mich schon immer zu Erfahrungen hingezogen gefühlt, die uns an unsere innewohnende Verbindung mit der Natur erinnern. Deshalb habe ich dieses einzigartige Retreat ins Leben gerufen, das zwei scheinbar unterschiedliche Praktiken zusammenbringt: Yoga und Tauchen.

Mehr als nur ein Teil der Natur

In der Traditionellen Chinesischen Medizin verstehen wir etwas Tiefgründiges über unsere Beziehung zur natürlichen Welt – wir existieren nicht nur in der Natur, wir sind die Natur selbst. Jeder Atemzug, den wir nehmen, jede Bewegung, die wir machen, ist ein Ausdruck derselben Kraft, die die Gezeiten bewegt und das Gras wachsen lässt. Dieses Verständnis steht im Mittelpunkt dieser Retreat-Erfahrung.

Wenn wir Yoga im Gras praktizieren, umgeben von sich wiegenden Bäumen und neugierigen Tierchen, üben wir nicht nur an einem schönen Ort. Wir nehmen an einer großen Sinfonie des Lebens teil. Der Morgentau unter unseren Füßen, die sanfte Brise auf unserer Haut, der Chor der Vögel, der unsere Atmung begleitet – all das ist nicht nur eine angenehme Ergänzung zu unserer Praxis, sondern erinnert uns daran, wer wir wirklich sind.

Der Tanz der zwei Blautöne

Es liegt eine besondere Magie in der Kombination von Yoga und Tauchen. Beide Praktiken teilen eine grundlegende Wahrheit – die Kraft der Präsenz. Im Yoga finden wir sie durch die Atmung, durch achtsame Bewegung, durch die subtile Wahrnehmung der Energie, die durch unseren Körper fließt. Beim Tauchen entdecken wir sie in der schwerelosen blauen Umarmung des Ozeans, im Rhythmus unserer Luftblasen, in der tiefen Stille, die uns beim Abtauchen einhüllt.

Ich sage meinen Teilnehmer*innen oft, dass man unter Wasser nicht nur von der Natur umgeben ist, sondern auch von ihr gehalten wird. Der Druck des Wassers auf deiner Haut erinnert dich ständig an deinen Platz in dieser riesigen blauen Welt. Wie in einer tiefen Meditation verstummt das geistige Treiben ganz natürlich und wird durch ein ursprüngliches Bewusstsein ersetzt, das sich so klar anfühlt wie das Wasser um einen herum.

Eine Praxis der Gegenwärtigkeit

Bei unserem Retreat geht es nicht darum, Handstände zu perfektionieren oder fortgeschrittene Tauchzertifikate zu erlangen (obwohl beides passieren könnte!). Es geht darum, das Außergewöhnliche im Gewöhnlichen zu entdecken. Es geht darum, während unserer morgendlichen Yoga-Sessions die Erde unter den Füßen zu spüren und zu beobachten, wie die Sonne den Himmel in unmöglichen Farben malt, während wir durch unsere Asanas fließen. Es geht darum, die tiefe Stille zu erleben, die sich einstellt, wenn du schwerelos über einem Korallenriff schwebst und deine Luftblasen das einzige Geräusch in einer ansonsten perfekten Stille sind.

Als TCM- Praktikerin sehe ich, wie dieses Eintauchen in die Natur hilft, unseren natürlichen Rhythmus wiederherzustellen. Die Übungen am frühen Morgen bringen uns mit der aufgehenden Sonne in Einklang, die Abenteuer im Ozean verbinden uns mit den Gezeiten, und unsere langsame Praxis am Abend erdet uns, wenn der Tag in die Nacht übergeht. Wir beobachten diese Zyklen nicht nur – wir erinnern uns daran, dass wir diese Zyklen sind.

Blaue Meditation

Es gibt einen Moment beim Tauchen, den ich „die blaue Meditation“ nenne. Wenn man gerade so weit abtaucht, dass die Oberflächengeräusche völlig verschwinden und nur noch das weite, umarmende Blau übrig ist. In diesem Moment wird die Grenze zwischen dem, wo man aufhört, und dem, wo der Ozean beginnt, herrlich unklar. Er ist jenen kostbaren Momenten in tiefer Meditation bemerkenswert ähnlich, wenn sich die Unterscheidung zwischen Beobachter und Beobachtetem sanft auflöst.

Deshalb glaube ich, dass sich diese Praktiken so perfekt ergänzen. Sowohl Yoga als auch Tauchen laden uns in einen Zustand der Präsenz ein, der über unsere übliche Art, die Welt zu erleben, hinausgeht. Sie erinnern uns daran, dass Frieden nichts ist, was wir erschaffen müssen – er ist unser natürlicher Zustand, wenn wir lange genug innehalten, um ihn wahrzunehmen.

Der heilige Tanz der Vorbereitung

Die körperliche Praxis der Yoga-Asanas bietet uns bei der Vorbereitung auf das Tauchen etwas Außergewöhnliches. Jede Asana ist mehr als nur eine Dehnungs- oder Kräftigungsübung – sie ist eine Einladung, die Qualitäten zu entwickeln, die uns zu besseren Taucher*innen machen. Wenn wir Pranayama mit Ujjayi-Atmung üben, bewegen wir nicht nur Prana, sondern trainieren die gleichmäßige, bewusste Atmung, die uns unter Wasser helfen wird. Wenn wir die Plank-Pose halten, trainieren wir nicht nur unsere Rumpfkraft, sondern auch das Körperbewusstsein, das uns hilft, im Wasser die perfekte Haltung beizubehalten.

In unserer Praxis konzentrieren wir uns besonders auf Asana, die sowohl die körperliche als auch die geistige Vorbereitung auf das Tauchen verbessern. Schulteröffner helfen uns, Flaschen mit Leichtigkeit zu tragen. Drehungen und Vorwärtsbeugen erhöhen die Beweglichkeit unserer Wirbelsäule beim Anlegen der Ausrüstung. Gleichgewichtshaltungen fördern die Stabilität, die wir für einen kontrollierten Abstieg benötigen. Doch über diese körperlichen Vorteile hinaus wird jede Asana zu einer Meditation der Achtsamkeit.

Wenn wir die Kapalabhati-Atmung praktizieren, reinigen wir nicht nur unser System, sondern entwickeln auch die Atmungskontrolle, die uns helfen wird, unseren Luftverbrauch unter Wasser zu kontrollieren. Während wir uns durch langsame, kontrollierte Vinyasas bewegen, kultivieren wir dieselbe achtsame Bewegung, die es uns ermöglicht, mühelos durch das Wasser zu gleiten, ohne das Meeresleben zu stören.

Über das Physische hinaus

Aber hier ist das schöne Geheimnis: Diese körperlichen Vorbereitungen sind zwar wertvoll, aber sie sind nur der Anfang. Wenn wir üben, entdecken wir, dass dieselbe Präsenz, die wir in einer sorgfältig ausgerichteten Kriegerpose finden, uns erlaubt, regungslos neben einem Korallenriff zu schweben. Das Gleichgewicht, das wir in der Baumhaltung kultivieren, führt zu einem perfekten Auftrieb, der es uns ermöglicht, das Meeresleben zu beobachten, ohne es zu stören.

Wir lernen, uns bewusst zu bewegen, bewusst zu atmen und die Stille in der Bewegung zu finden – alles Fähigkeiten, die uns sowohl auf der Matte als auch unter den Wellen helfen. Es geht nicht darum, perfekte Asanas zu üben oder fortgeschrittene Tauchzertifikate zu erlangen. Es geht darum, eine Beziehung zu unserem Körper und unserer Atmung zu entwickeln, die uns in beiden Praktiken hilft und eine nahtlose Brücke zwischen Land und Meer schafft.

Jenseits unserer Blase: Das Herz der Philippinen berühren

Zwischen unseren Tauchgängen und Yogasitzungen war es mir immer wichtig, die Blase unseres Retreat-Paradieses platzen zu lassen. Ja, wir wohnen in wunderschönen Unterkünften, praktizieren Yoga in unberührter Umgebung und tauchen in kristallklarem Wasser. Aber die wahren Philippinen – meine Philippinen – liegen jenseits dieser bequemen Grenzen, pulsierend vor Leben, Mühe und ungeschminkter Schönheit.

Deshalb biete ich euch an, mit euch in den Dörfern spazieren zu gehen und euch auf die lokalen Märkte zu bringen, wo die Luft dick ist vom Duft getrockneter Fische und frischer Mangos, wo die Verkäufer ihre Waren in einer melodischen Mischung aus Englisch, Tagalog und Visayan anpreisen. Wenn man durch die engen Gänge geht, den Motorradverkäufern und spielenden Kindern ausweicht, erlebt man die Philippinen, wie sie Touristen selten zu sehen bekommen. Wenn ich Geschichten über jedes Gemüse, jede Kochtechnik und jede lokale Tradition erzähle, gebe ich euch nicht nur Informationen – ich lade euch in einen Teil meiner Welt ein und zeige euch die Kultur, die mich teilweise geprägt hat.

Diese Ausflüge sind mehr als nur Kulturtourismus. Sie sind eine sanfte Erinnerung an unser Privileg, ein Fenster in das tägliche Leben der Menschen, die diese Inseln ihr Zuhause nennen. Wenn wir die einheimischen Gemeinden besuchen, etwas über ihren Kampf mit den sich verändernden Meeren und Klimamustern erfahren und ihre tiefe Verbundenheit mit den Gewässern verstehen, in die wir eintauchen, verändert sich unsere Perspektive. Unsere Yogapraxis wird zu mehr als nur persönlichem Wohlbefinden; sie wird zu einer Erinnerung an unsere Verantwortung, diese Erde mit Leichtigkeit zu betreten und das Leben derer zu verstehen, die sie mit uns teilen.

Der Kontrast zwischen der „Blase“ unseres Retreats und der lebendigen, manchmal herausfordernden Realität des Lebens vor Ort dient einem Zweck. Er erinnert uns daran, dass es bei der wahren spirituellen Praxis nicht darum geht, der Welt zu entfliehen, sondern darum, sich vollständiger und mitfühlender auf sie einzulassen. Wenn wir nach diesen Ausflügen auf unsere Yogamatten zurückkehren, wird unsere Praxis durch diese breitere Perspektive bereichert. Unser Tauchen gewinnt an Bedeutung, wenn wir die Gemeinschaften verstehen, die seit Generationen in Harmonie mit diesen Gewässern leben.

Das Herz voller Dankbarkeit

Wenn ich über die Reisen nachdenke, die wir während dieser Retreats geteilt haben, schwillt mein Herz vor Dankbarkeit für jede/n Teilnehmer*in an, der sich für dieses einzigartige Abenteuer entschieden hat. Ihr kommt von verschiedenen „Orten“, mit unterschiedlichen Erfahrungsniveaus in Yoga und Tauchen, jeder mit seinen eigenen Absichten und Erwartungen.

Einige von euch kommen als erfahrene Yogis, die neugierig auf das Tauchen sind. Andere kommen als erfahrene Taucher*innen, die dem Yoga gegenüber etwas zögerlich sind. Einige suchen das Abenteuer, andere den Frieden. Einige kommen, um sich selbst herauszufordern, andere, um zu heilen. Eure Unterschiede in Bezug auf Alter, Herkunft, körperliche Fähigkeiten und persönliche Ziele hätten Barrieren schaffen können. Stattdessen haben sie unsere gemeinsame Erfahrung ungemein bereichert.

Was mich am meisten bewegt, ist zu beobachten, wie sich diese Unterschiede angesichts der gemeinsamen Erfahrung auflösen. Wie die nervöse Taucherin, der zum ersten Mal taucht, von der erfahrenen Fotografin sanft ermutigt wird. Wie die flexible Yogalehrerin von der achtsamen Präsenz der Meditationspraktikerin lernt. Wie die junge Abenteurerin die Weisheit der älteren Teilnehmerin in deren behutsamer Herangehensweise findet.

In unseren Morgenkreisen erlebe ich eure Bereitschaft, einander zu sehen – wirklich zu sehen – mit offenem Herzen und Verstand. Egal, ob ihr mit einer herausfordernden Pose kämpft oder eine intensive Unterwassererfahrung verarbeitet, ihr gebt euch gegenseitig Raum und seid so anmutig. Ihr feiert die Siege der anderen, unterstützt die Herausforderungen der anderen und nehmt an den Entdeckungen der anderen teil.

Diese Offenheit, diese Bereitschaft, sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede zu akzeptieren, schafft einen Wandteppich, der viel reicher ist als jeder einzelne Faden für sich allein. Als euer Wegweiser fühle ich mich durch euer Vertrauen geehrt, durch euren Mut inspiriert und bin zutiefst dankbar für die Gemeinschaft, die wir gemeinsam schaffen.

Jedem von euch, der sich entschlossen hat, an dieser Reise teilzunehmen, möchte ich danken. Danke dafür, dass ihr euer ganzes Selbst in die Praxis einbringt, für eure Bereitschaft, über eure Komfortzone hinauszugehen, für eure Offenheit für neue Erfahrungen und Perspektiven. Danke, dass ihr nicht nur für euch selbst, sondern auch für die anderen da seid. In eurer Anwesenheit, in eurer Praxis, in euren gemeinsamen Entdeckungsmomenten verkörpert ihr die Essenz dessen, worum es bei diesem Retreat geht – die Erkenntnis, dass wir hinter unseren scheinbaren Unterschieden alle eins sind, alle miteinander verbunden, alle Teil desselben großen Ozeans des Seins.

Mögen die Einsichten und Verbindungen, die ihr hier gefunden habt, weiterhin nach außen dringen und alle Aspekte eures Lebens berühren. Möget ihr nicht nur Erinnerungen an blaue Tiefen und Sonnengrüße mit euch tragen, sondern auch das dauerhafte Bewusstsein eurer Verbindung zur Natur, zueinander und zu eurer eigenen wahren Natur.

Mit tiefster Dankbarkeit und Liebe,

Erika

Bildrechte: Nina Strasser